HARDY LANGER

Intro

L(A)(O)ST PARADISE

 

Diese Arbeiten von Hardy Langer fesseln auf seltsame Art den Blick des Betrachters.

In Bewegung gesetzt wird eine Fantasie, die gerade durch das Unsichtbare befeuert wird.

Hier hat soeben etwas stattgefunden, suggerieren die aufreizenden Arrangements von Kissen und Laken. Wie beiläufig wird dabei das Thema der Spannung zwischen Pornografie und Erotik mit verhandelt. Was setzt mehr in Gang? Das Zeigen oder das Verbergen?

Das direkt ausgemalt Obszöne oder die umwegig angedeutete Raffinesse?

Gleichzeitig beginnen wir uns zu verstricken in das Ineinander von Lust und Zerstörung,

 in die Verschränkung von Eros und Tod.

 

Die realen Leiber haben auf Langers Bildern den Schauplatz verlassen. Zurück geblieben sind ihre Abdrücke, ihre Hohlformen. Auch das ist ein ganz besonderer Reiz dieser Serie, wie sie die Bildfläche mit der stofflichen Plastizität ihres Gegenstandes auflädt. Dabei verwandeln sich die Tücher und Kissen plötzlich in groteske Ausstülpungen, wie ein Nachhall der Verrenkungen zuvor. Sind das Bandagen, Verbände? Fanden hier Verletzungen statt? Man meint Stümpfe zu erkennen, vielleicht versehrte Torsi ausgegrabener Körper von einst klassischer Vollkommenheit. Memento mori auch das.

Die Laken, die gerade noch warm unsere Lebendigkeit umschmeichelten, gleich werden sie kalt unseren Leichnam verhüllen. Fremd das Bett, in dem wir geboren werden, zeugen und sterben. Uns schaudert ob des hier waltenden Un-Heimlichen.

Nur Gast sind wir gewesen. Die nächste Generation drängelt schon in der Lobby.

Das Bett, was ist es nun, ein ‚last‘ oder schon ein ‚lost paradise‘?

 

Thomas Milz, freier Journalist